~ Dc.s Magazin für Mineraliensammler ... ·~ Auf Mineraliensuche in Vorarlberg/Österreich • Phantastische grüne Edelberylle aus Luumäki, Finnland • Ein Amethyst-Neufund , im Mörchnelikar/Zillertal • Das Scheelit-Beryll-Vorkommen Huya- ,.._,_~ Zibeisha, l?ingwu/China • Brookit aus Baluchistan/Pakistan • Katoit/Eifel ·(2004
Ein Neufund phantastischer grüner Edelberylle aus Luumäki, Karelien, Finnland D er Edelberyll-Neufund gelang in einer seit mehreren Jahrzehnten bekannten Lagerstätte im südöstlichen Finnland. Die „Karelia Beryl Mine" bei Kännätsalo (finnisch für „betrunkenerWald") liegt auf einer kleinen Insel im Kivi Jäivi (,,SteinSee" , einem der 70.000 finnischen Seen) bei Luumäki; diese Stadt befindet sich 180 km nordöstlich der Hauptstadt Helsinki. Vor-Geschichte Im Jahre l 982wurde bei Straßenbauarbeiten im finnischen Karelien eine erste Scherbe eineswasserklarenTopas-Kristalls gefunden. Späterwurde durch örtliche Edelstein-Enthusiasten und -Schleifer ein parallel zur Straße streichender Pegmatitgemutet. Anschließende Bergbauarbeiten in diesemGranitpegmatit 38 Mineralien-Welt 6/2004 Peter Lyckberg, Luxembourg* Obwohl Finnland für viele europäische Mineraliensammler ein mineralogisch weitgehend unbeschriebenes Blatt ist, liefern die Lagerstätten und Vorkommen herrliche Stufen - darunter auch Beryll und dessen Varietäten aus einer ganzen Reihe von Lokalitäten (LYCl<BERG in Vorber. ). Hier soll über im Mai 2004 im karelischen Luumäki gefundene spektakuläre, riesige grüne Edelberyll-Kristalle berichtet werden . • aus den Englischen übersetzt von Steffen Jahn
führten zur Entdeckung mindestens eines Beryll-lieferndenHohlraums (eigenerBesuch 1995). Schon bald kamen aus dieser Lagerstätte einige gute Kristalle und schleifbares Material (vgl. LAHTI & KINNUNEN 1993) .Der Pegmatit lieferte auch Edelberylle in echter Heliodor-Färbung bis hin zu grünen Edelberyllen, diese auch in kleineren Kristallen. Seitdemwurde die Lagerstätte in den Sommermonaten bebaut- allerdings nur bis 1995, da die lediglich sporadische Beryllführung im Pegmatit eine weitere rentable Gewinnung verhinderte. Obwohl in der Lagerstätte mehrere Hohlräume in der unmittelbaren Nähe der Ouarzkern-Zone des Pegmatits entdeckt wurden, wies keine eine Beryllium-Mineralisation auf. In den letzten drei /ahren führten neuere Arbeiten in diesernun als „Karelia BerylMine" bekannten Lagerstätte durch eine neugebildete Bergbaugesellschaft zur Gewinnung von schleifwürdigem Beryll. Dazu zählen neuerdings die schönsten und größten je in WesteuropagefundenenEdelberylle -obwohl der schon in den l980er Jahren gefundene und heute im Museum der Universität von Helsinki stehende Beryll „Miss Ellie" auch zu dieser Gruppe gehört. ,,Miss Ellie" wurde bei den ersten Funden in der „KareliaBerylMine" geborgen und ist ein 500 Gramm schwerer, angeätzter, aber schleifbarer Edelberyll. Der Autor hatte bei seinem Besuch im Mai 2004 Gelegenheit zur Besichtigung der Hohlräume und konnte bei dieser Gelegenheit Material sammeln. Zur Geologie Der im Südosten Finnlands anstehende und hier eine große Fläche bedeckende Rapakivi-Granit von Viborg besteht aus mehreren Granit-Varietäten. Innerhalb dieses Batholithen existieren ferner verschiedene Massive des weltberühmten, mitunte~ „Spektrolith" führenden Anorthosits - von denen möglicherweise lediglich die apikalen Bereiche bekannt sind. Von VMSJOKJ (1977) durchgeführteAltersdatierungen zeigten,dass der Granit zwischen 1,65 und 1,7 Milliarden Jahre alt ist. Das finnische Wort „Rapakivi" bedeutet im Deutschen „faulender Stein" und bezieht sich auf die typische Neigung dieses Granittyps zurVerwitterung. RapakiviGranite enthalten große, porphyroblastische Finnland Oben. ,,Timo", 1,2 kg schwer und 15 cm groß: der nach seinem Finder Timo Rön• kä benannte Edelberyll wu,de in Luumä• ki am 15. Mai 2004 gefunden. Links. Timo und Jukka arbeiten im unte• ren Bereich des großen, die Edelberylle liefernden Hohlraums. Foto Mai 2004. Kalifeldspäte, die vonAlbitsätimen umgeben sind. Die Rapakivi-Granite intrudierten in svekokarelische Granitoide, Gneis, Schiefer und Metavulkanite (LAHTI 1993) . Hohlräume wie in Volodarsk Im südöstlichen Finnland enthält das aus Rapakivi-Granit aufgebaute Viborg-Massiv miarolithische sowie echte Kammer-TypPegmatite. Es ähnelt dem Korosten-Pluton in der Ukraine und ist auch mit kleineren Mineralien-Welt 6/2004 39
Labradolith-lntrusionen vergesellschaftet. Letztere enthalten verschleifbare Kristalle, die in Ylämaa farblich sehr ausgeprägt sind und hier Spektrolith genannt werden. Die Pegmatite des Kammer-Typs fand man an verschiedenen Stellen bei Straßenbau• arbeiten und bei der Verbreiterung kleiner Flüsse (eigene zweiwöchige Expedition I995). ÜbervierTonnen von Rauchquarz-Kristallen, die über I mLänge und Gewichte von mehr als 100 kg erreichten, wurden in einem 3 x 3 x 4 mgroßen Hohlraum gefunden; Begleiter waren große Fluorit-Würfel in Gruppen bis zu 25 cm Größe (LYCKBERG 1997). Die einzige näher gelegene Beryllium-Mineralisation - gefunden 1995 durch den Autor in nur etwas über I O mEntfernung -waren grobkristalliner 40 Mineralien-Welt 6/2004 Finnland Oben. Die „Karelia Beryl Mine" im Pegmatit von Luumäki. Gut zu sehen ist neben dem riesigen, 4,5 m tiefen und 1-3 m breiten Hohlraum der Quarzkern des Pegmatits. Links. Am Boden des 4 m tiefen Hohlraums fand sich eine weitere Zone mit Edelberyll. Unten. Auf dem als Sor• tiertisch benutzten alten Bett liegen frisch geborgenen Kristalle und zum Verschleifen vorgesehene Bruchstücke. rötlichbraunerDanalith/Helvin(?) in bis I O cm großen Aggregaten bis 500 Gramm Gewicht. Einige der oben genannten Hohlräume bestehen aus einem großen, mit Rauchquan und tonigem Sediment gefüllten Hohlraum unter einer Ouarzkappe • sie ähneln denen von Volodarsk in der Ukraine, die der Autor während einerBefahrungderGrubeVolodarsk im September I995 „in situ" sehen konnte. Die Lagerstätte der „Karelia BerylMine" bei Luumäki ist in mancherlei Hinsicht gut mit den größeren, multiplen Hohlraum-Pegma• titen von Volodarsk zu vergleichen. Letztere weisen gewöhnlich einigewenige Hohlräume und einen odermehrere Ouarzkerne auf. Die Lagerstätte Luumäki zeigt einen großen und mehrere kleinere Ouankeme, wobei es sich bei letzteren möglicheiweise auch um „Wur• ·zeln"größererOuarzkeme handelt. DerHauptOuarzkern führt entlangseinerSeitenmultiple Hohlräume; einige Hohlräume im lnnenbe• reichdes Ouarzkerns weisen Größen von I m undmehrauf. Diese enthalten typischeiweise nur Quarz oder Rauchquarz, einiges davon ist für Sammelstücke bzw. Schleifware geeignet. Ein Edelberyll enthaltener Hohlraum, über den derAutor 1992 durch Risto Pitkänen erfuhr, fand man unmittelbar unterhalb von großen, opaken, gewöhnlichen Beryll-Kristallen bis zu I mLänge. Diese waren an ihrer Basis ange• löst. Hier fanden sich auch Mineralisationen radioaktiver Mineralien (Monazit etc.) sowie makelloser, schleifbarer Edelberyll, der in dem die Hohlräume ausfüllenden rostigen, hypergenen Ton lag.
Rechts. Timo Rönkä im unteren Teil des großen Edelberyll liefernden Hohlraumes - man sieht „Erika" und ,,Jukkas Bierflasche" glänzen ... Der Neufund in der „Karelia Beryl Mine" unterscheidet sich von früheren Funden darin, dass er • soweit zu beobachten war - nicht mit einer primären, keine Edelsteinqualität aufweisenden Mineralisation im Pegmatit vergesellschaftet war. Eine solche Zone kann natürlich - nun seit langem erodiert - oberhalb der neuen Hohlräume existiert haben. Es existieren unbestätigte Gerüchte über Funde · loser Beryll-Kristalle etwa 1 km südlich der Lagerstätte, die während der Arbeiten an einem Haus-Fundament gelungen sein sollen (der Autor besuchte diese Lokalität ebenfalls im Mai 2004). Größere, Schleifqualitätaufweisende Berylle der neuen Hohlräume sindmituntermit einer Schicht eines sekundären? (oder primären, aber angeätztem?), unreinen, blassgelben Berylls von poröser Natur überzogen. Der neue vertikale Hohlraum misst ungefähr 2 x 1,5 x 4 m und weist zwei Schichten mit schleifbaren Edelberyll auf - eine nahe der oberen Begrenzung und eine ca. 30 cm vom Boden entfernt. Zwischen diesen beiden Schichten fanden sich zerbrochene, durchscheinende Beryll-Kristalle, die für die Herstellungvon Cabochons sowie für figürliche Darstellungen geeignet waren. Die Lage des neuen großen Hohlraumes im Pegmatit war ungewöhnlich, da er nur 20-40 cm vom hangenden Nebengestein entfernt aufgefunden wurde. Dies unterscheidet die Hohlräume deutlich von allem, was bisher berichtet und publiziert wurde bzw. was der Autor in Volodarsk selbst sah oder ihm von den dortigen Geologen mitgeteilt wurde. Im Übrigen wurden in Volodarsk aus großen Hohlräumen hauptsächlich große QuarzKristalle - und diese ihrer piezoelektrischen Eigenschaften wegen - gewonnen. In der „Karelia Beryl Mine" wurde der Großteil der Edelberylle innerhalb einer 10-25 cm vomNebengestein entferntenZone gefunden. BegleiterwarenGlimmer-Kristalle (typischerweise 5-15 cm groß) und grobkristallinerAlbit (1-8 cm) sowie aus zerbrochenenScherbenvon Mikroklin und seltener Quarz bestehender .,Hohlraum-Schutt". Finnland Die Entdeckung des Edelberyll-Vorkommens Im Jahre 2001 fuhren zwei finnische Quarry und Mt. Mica in Maine/USA). Hier Freunde gerade durch Luumäki, als der fanden sich einige Ratschläge zu dem, eine von ihnen sagte (dazu muss man sich die finnischeSprechweise·vorsteUen - niemals eine Übertreibung und immer sehr sachlich): ,, Weist Du, hier gibt es eine alte Grube." ,,Nein! Aber lass' sie uns 'mal ansehen." Sie sahen irn Wald den.nun vollgelaufenen kleinen Tagebau und überprüften, ob er gemutet (,,claimed") war. Die Mutung (,,Claim") war abgelaufen; die hier von 1982 bis 1995 abbauenden B~rgleute hatten sie aufgegeben, da nach der ersten Entdeckung keine weitere Hohlräume mehr aufgefunden wurde. Die beiden Freunde Jari und Timo legten eine neue Mutung ein und begannen mit dem Abb,bau. Jarichatte zwar beträchtliche Erfahrungen aus der Werksteingewinnung in Granit-Steinbrüchen, aber keine Kenntnisse·der - hiervj>n ziemlich stark abweichen~en - bergmännischen Bearbeitung von Edelstein„Pegmatiten. Beim Suchen im Internet gelangte Timo auf die Webseite „C0R0M0T0 MINERALS" von Gerry Feeman (Bergbau im 0rchard was man zu beachten hat, um Hohlräume zu finden. Einer der dort erwähnten Tipps war, dass sich von Hohlräumen Rauchquarz-führende Gänge ziehen - ein gut bekannter „Führer" in vielen Pegmatiten weltweit. Es können jedoch auch Gänge mit weißem Quarz oder Trümer von Pegmatit sein, die sich in das Nebengestein erstrecken. Timo folgte einem oberflächlich anstehenden, wenige Zentimeter breiten Rauchquarz-Gang, der sich vom ersten Hohlraum wegzog. Und tatsächlich: rund 20 m vom ersten Hohlraum fand sich ein neuer. Ziemlich schnell wurden einige große Edelberylle vom „Dachbereichs" des Hohlraums gewonnen, danach Fragmente von halbdurchsichtigen/durchscheinenden Beryllen geborgen. Man grub 4mtief in den Hohlraum, aber erst 30 cm über dem Bo~en wurde eine zweite Schicht' init großen EdelsteinKristallen angetroffen. \. Mineralien-Welt 6/2004 41
Oben. Die „Zahn-Berylle" - Hervorragender, schön grüner Beryll aus dem oberen Teil des Hohlraumes. Rechts. Frisch geborgen ist dieser angeätzte Kristall von 8,5 cm Länge. Unten. Timo mit zwei der größten und schönsten in Westeuropa gefundenen Edelberylle von je 15 cm Länge. Links ,,Jukkas Bierflasche", rechts „Erika", beide von herrlicher, gelblichgrüner Farbe. Unten rechts. Teil eines zerbrochenen Kristalls - aber von feinstem Grün und zu 100% Edelsteiriqualität aufweisend. 42 Mineralien-Welt 6/2004 Finnland Echte grüne Edelberylle! Der Beryll der Neufunde zeigt Farben, die von hellgelb bis tief goldgelb sowie von grüngelb bis grün reichen. Große Kristalle sind • in Abhängigkeit von der Lichtquelle • grün bis gelblichgrün. Kleinere Kristalle sind hellgelb bis zur Farbe des He1iodors oder gelblichgrün. Die oben beschriebene Cabochon-Qualität weist blassgelbe bis gelblichgrüne Farben auf. Die durchscheinenden Berylle sind typischerweise in Sektionen von l 0-15 cm Durchmesser zerbrochen; einige Bereiche zeigen Chatoyance. Edelsteinqualität aufweisende
Kristalle waren gelegentlich völlig unbeschädigt, allerdings zeigen einige der größten solcher Kristalle frische muschelige Bruchflächen, die möglicherweise durch die jüngsten Bergbauaktivitäten entstanden sind. 30% Schleifqualität! Es wurden mehr als 110 kg Beryll gefördert, wovon 30 kg (also fast 30%)für die Facettierung geeignet waren .Der größte Teil des facettierbaren Materials wurde als kleine (10-25 mm große) Fragmente gefunden, größere Stücke erreichten bis 5-8 cm Größe. Ca. 10 kg bestanden aus „makellosem" Material mit keinerlei durch das Auge erkennbaren Ein-schlüssen; in außergewöhnlichen Fällen erreichten (und übertrafen) diese Kristalle ein Gewicht von 1 kg. Diese großen Steine zeigen eine schöne grüne bis gelblichgrüne Farbe . Damit unterscheiden sie sich vom ukrainischen Material hinsichtlich Farbe und Morphologie recht deutlich. Die großen grünen Beryll-Kristalle sind typischerweise geätzt, haben aberoftihre Rechts. Oberflächliche Ätzstrukturen an einem der großen Kristalle mit den typischen, bis 1 cm tiefen Längsriefen. Unten. Ungewöhnlich und schön: von Ätzgruben an der Oberfläche laufen haarfeine, mit FeOOH (?) gefüllte Hohlkanäle bis zu 1 cm tief in den Kristall hinein. Es handelt sich um den „ Vince" benannten, 428 g schweren Kristall. Unten rechts. Gerade aus dem eiskalten, im Hohlraum stehenden Wasser geborgen: Edelberyll-Bruchstück, für das Verschleifen bestens geeignet! Finnland Minerclien·Welt 6/2004 43
hexagonale Form behalten. Die Kopfflächen sind gerundet, die Oberflächen sind typisch gerieft und ebenfalls geätzt; die hierzu sehendenÄtzfigurenwerden in LAHTI & KINNUNEN (1993) beschrieben und abgebildet. Die Beryll-Kristallewaren typischerweise natürlich angeätzt und ähnelten so denjenigen, die die ukrainischen Pegmatite in den l980er und l990erJahren lieferten.Sie unterscheiden sich von ihnen in den meisten Fällen aber durch ihr generelles Erscheinungsbild sowie durch i~re Farbe. Die Einschlüsse im neuen Material sind denjenigen vergleichbar, die bereits LAHTI & KINNUNEN (1993) beschrieben hatte. Ein 2004 untersuchter, 3cm „kleiner", goldgelber Beryll der Varietät Heliodor wies entlang der c-Achse dutzende von parallel angeordneten Kanälen/Röhren auf, die sich durch den gesamten Kristall zogen und mit „rostigen", hypergenen Tonmineralien gefüllt waren. Jedoch weist keiner der untersuchten, 2004 Finnland gefundenen Kristalle die für das ukrainische Material typischen dünnen, wolkenartigen Einschlüsse auf. Diese sind leichtzu erkennen, wenn Licht auf die c-Achse gelenkt wird und man in dieselbe Richtung schaut. Man beachte, dass zwar nur wenig des ukrainischen Rohmaterials die typische Morphologie und Farbe derneuen finnischen Funde aufweist, Material aus beiden Lagerstätten für die Meisten aber eher schwer zu unterscheiden sein wird. Die größerenBerylle des Neufundeswurden in Finnlandgeschliffen.Ungefähr90- I00 große Steine (jeder 25-50 Karat) wurden vom finnischen Meisterschleifer Reimo Armas Rönkä facettiert. DerGroßteil dergeschliffenen Steine ist hellgelb oder gelblich. Ferner sind ca. 11 .000Steine als Brillanten imAusland (China) verschliffen worden; in Idar-Oberstein wurde Material aus den ersten Funden in den I980er Jahren verarbeitet. Fast alle der geschliffenen Steine sind auf dem einheimischen Markt Die Karelia Beryll-Mine - einmalig? Die „Karelia Beryl Mine" ähnelt den weltberühmten Quarz-Topas-Beryll-führenden Kammer-Pegmatiten von Volodarsk - aber die vom .Autpr 1995 und 2004 angeschaul[t~n Hohlraume weisen Äh~li~bkeiten mit an·deren Weltklasse darstellenden Beryllium-Pegmatiten auf. Der Erongogranit der Erongoberge ähnelt in einigen Aspekten den echten „Adun-ChelonPegmatiten" in Transbaikalien (die nicht mit der Greisenlagerstätte Scherlova Gora verwechselt werden dürfen, die man früher „Adun Chelon" nannte). Beide Lagerstätten zeigen teilweise porpyrische Granitvarietäten, Qft sich primär senkrecht oder nahezu s.enkrecht erstreckende, röhrenförmige P~9_matite, Bänderungen und oft recht extensive Urigen bis zu 20-25 m. Obwohl der P~g,matit der „Karelia Beryl Mine" ein oval~r,Pegmatit ist und einem - sich mq·glicherw~ise in die Tiefe fortsetzenderi f\ Brotlaib- ähnelt, weisen die hier aufzufiifgenden Beryll-führenden Hohlräume efne ähn,liche Morphologie auf wie die im ErQrigo U!ld. Adun Chelon, l• s ·• • Nac~ den F,el~beobachtungen des Autors 44 Mineralien-Welt 6/2004 scheint es in Karelien auch so zu sein, dass die Hohlräume entlang größerer Bruchzonen angeordnet sind, die den Pegmatitkörper alle 5-7 mdurchsetzen. Sie haben sich wahrscheinlich zeitgleich mit den Spätstadien der Granit- und Pegmatit-Kristallisation gebildet. Im Erongo konnte der Autor dasselbe beobachten, obwohl der gesamte Pegmatit (dessen zentraler Hauptteil aus HohlraumMaterial besteht} die Bruchspalten im Granit ausfüllt. Dieses konnte im September 2003 während eines zweiwöchigen Besuchs an verschiedenen größeren, Aquamarinreichen Hohlräumen auf den Farmgebieten von Ameib 60, Davib Ost 61 und Bergsig 167 beobachtet werden. Hierbei wurden insgesamt ca. 30 Pegmatite untersucht. Es muss jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass die Erongo-Pegmatite selbst überhaupt nicht dem Pegmatit von Luumäki oder anderen karelischen Pegmatiten ähneln - lediglich einige ihrer Merkmale ähneln sich oder sind vergleichbar. Im Erongo gibt es darüber hinaus mehrere Typen von Pegmatiten. .• r verkauft worden. Es wäre übrigens möglich gewesen, Steine bis zu mehreren Tausend Karat zu schleifen; allerdings sind die größten derschönen Edelberylle an Sammlerverkauft worden - eben um ihre natürliche Schönheit zu erhalten. Mineralien Topas wurde während der ersten Abbauperiode in Form großer, weißer, grober Kristalle bis 15-20 cm gefunden (Besuch 1995). Lediglich kleinere Topas-Kristalle sind klar; ihre Farbe rangiert von farblos bis hellblau und blassrosa. Quarz fand sich in Kristallen bis zu mehreren Dezimetern Größe und Gewichten bis zu vielen Kilogramm. Aus einer 4x3mgroßen, imAugust 2004 geöffneten Pocketkamen viele Dutzend scharfkantiger Rauchquarz- bzw. Marion-Kristalle bis 20-25 cm Größe und 4-5 kg Gewicht; viele von ihnen waren als Doppelender ausgebildet. Mineralien-Übersicht Albit Euxenit Mikroklin Bertrandit Fluorit Mikrolith-Pyrochlor Beryll Gips Monazit-(Ce) Biotit Goethit Muskovit Calcit Hämatit Quarz Columbit- lllit Smektit Tantalit Kaolinit Topas Chlorit Margarit Vermiculit Beryll. Aus demgefrorenen Pegmatitwurden große Kristallen bis I m Länge und 30 cm Durchmesser geborgen (PITKÄNEN 1991 und gemeinsame Kommunikation 1990). In Hohlräumen fanden sich geätze, geriefte und zerbrochene, aber durchscheinende bis durchsichtige Kristalle bis 12 cmDurchmesser: schleifwürdige Kristalle erreichten in mehreren Fällen 10-22 cm Länge und 0,6-J ,6 kg.Farblich variieren sie von grünen, schleifwürdigen Kristallen im oberen Bereich des Hohlraumes (,,Alma" mit 857 g und Dimensionen von 11 x 6x 5,5 cm sowie „Elina" mit 620 g und 9x 6 x 6 cm) bis hin zur unteren Edelstein-Zone der Hohlräume, wo die Kristallegelblichgrünsind. Die schönsten Funde aus diesem Bereich waren „Erika" (822 gund 14,5 x6x6cm gro/3), ,,Timo" (I,2kgundca. l5x6x6cmgroß, ,.Jukkas Beer Bottle" (,,Jukkas Bierflasche", 512 g und
15 x 5,5 x4,5 cm groß) sowie „Kekkonen oder der Finnische Winterkrieg" (1,6 kg und 22 x6 x 5 cm groß). An von LAHTI (1993) untersuchten Mehrphaseneinschlüssen wurden Homogenisierungstemperaturen von 370-390° Cbei einer Salinität von 7,3-7,5 % NaCI-Äquivalenten ermittelt. Der Druck wurde mit 0,2-1,0 kbar und die druckkorrigierte Ktistallisationstemperatur mit 400-490° Cabgeschätzt. Albit fand sich innerhalb der Pockets hauptsächlich in groben Scherben bis meist 5-10 cm Größe; ein 0,5 mgroßer Einzelkristall wurde in der großen „Green Gern Beryl"-Pocketgeborgen. Auch Mikroklin wurde gefunden. Biotit tritt in scharfkantigen Kristallen bis 10-20 cm Größe in Pockets auf, die in starkem Maße (zu Chlorit undVermiculit) umgewandelt sind und grüne und rote Farben zeigen. Erkleidet die Pockets aus• kann sie sogar ausfüllen •und enthältangeätzte, gelbe, schleifwürdige Beryll-Kristalle und -Knollen. Resümee Es handelt sich bei diesem Fund von Edelberyll um die schönsten Edelstein-Stufen, die im westlichen Europa in mehren tausend Jahren Bergbau in zehntausendenvon Gruben und Bergwerken gefunden wurden; sie sind hinsichtlich der Qualität so gut wie die besten Edelberylle von irgend einer Lagerstätte weltweit. Finnland Typisches Beryllmaterial aus dem großen Hohlraum mit verschiedenen, von-Grün (hinten links) über Gelbgrün bis Gelb reichenden Farben. Obwohl seit Mai 2004 keine Beryll-liefernden Hohlräume mehr gefunden wurden, wird die Bergbausaison im Jahre 2004 noch weitergehen. Erst der Einbruch des Winters wird alle Aktivitäten für sechs Monate unterbrechen. Oben, Finnlands Meisterschleifer Reimo Armas Rönkä beim Facettieren eines großen Steins. Alle Fotos Peter Lyckberg. Literatur BARTHOSHINSKIY, Z.V.;MATKOSKIY, 0 L; SREBRODOLSKIY, B 1. ( 1969): Aksessornyy berill iz kamery pegmatitov Ukrainy (Accessory beryl lrom chamber pegmatites of the Ukraine). - Mineralogitcheskiy Sbornik 23, 382·397. EHRNROOTH, E -K,; TUOVlNE, P. (1989): Luumäen beryllien lämpökäsitelly (Heat treatment of the Luumäki berzl s) Gemmologian Työsaralta - Pub!. Gemmol. Soc. Finland 18, 4· 19. KINNUNEN, KA.; LINDOVIST. K; LAHTINEN, R. (1987) Fluid history from crystal cavities in rapakivi (granite), Pyterlahti, southeastern Finland.- Bull Geol.Surv. Finland 59, Part 1, 35-44. LAHTl,S.; KINNUNEN, K (1993):Anewgem beryl local ity: Luumäki, Finland. - Gems & Gemology 29 ( 1). 30-37. LYCKBERG, P. (1997): Shallow depth miarolitic Granitic Pegmatites of the Baltic Shield. - First International Workshop on Petrology, rare minerals and Gemstones of shallow-depth Pegmatites, Milan, ltaly • September 11 to 13, 1997 (Museo di Storia Naturale di Milano and Societa ltaliana di Scienze Naturali). LYCKBERG, P. (2004 ): Gern Beryl from Finland. • Gems & Gemology 40 (4), im Druck. LYCKBERG, P. [in Vorber.): Miarolen-Pegmatite auf dem Baltischen Schild. · MINERALIEN-Wel t. PITKÄNEN, R (1991): Luumäen Jalokivipegmatiitti (The Luumäki Gern (beryl) pegmatite) - Kivi publication. Adresse des Autors Peter Lyckberg (lyckberg@pt.lu) Mineralien-Welt 6/2004 45
www.kareliaberyl.comRkJQdWJsaXNoZXIy Mjk0MTY=